Programm
Die LiteraturGesellschaft Luzern macht das Lesen lebendig. Mit zehn bis zwölf jährlichen Veranstaltungen bringen wir Ihnen Bücher und ihre Verfasserinnen und Verfasser nahe.
Die LGL lädt seit 2013 Literaturinteressierte in verschiedenen Formaten zur Auseinandersetzung mit verschiedenen literarischen Formen ein.
Hier finden Sie das Programm für das zweite Halbjahr 2025.
Anmeldung erforderlich unter info@literaturgesellschaft-lu.ch.
Eintritt: Fr. 20.– / für LGL-Mitglieder Fr. 15.– / für Studierende Fr. 10.– / mit Kulturlegi Fr. 10.–.
Rilke-Abend mit Manfred Koch und Angelika Overath AUSGEBUCHT!
Donnerstag, 11. Dezember 202519.30 Uhr, Hotel Schweizerhof Luzern
Lesung und Gespräch
Rainer Maria Rilke, dessen 150. Geburtstag dieses Jahr gefeiert wird, gilt als einer der grössten Dichter des 20. Jahrhunderts. «Dinge machen aus Angst» sei seine Kunst, schrieb er einmal seiner Freundin Lou-Andreas Salomé. Manfred Koch präsentiert in seiner grossen Biografie «Dichter der Angst» Rilke als hochsensiblen Echolot und fluidesten Dichter der heraufziehenden Moderne (Rilke. Dichter der Angst. Eine Biographie. C.H. Beck 2025). Koch gelingt eine mitreissende Erzählung eines radikalen Lebens, das ganz Kunst sein will und das in Berührung kommt mit den Abgründen seiner Zeit.
Angelika Overath begleitet die Lesung mit Tier-Gedichten Rilkes aus der gemensam mit Manfred Koch herausgegebenen Anthologie «Rilkes Tiere» (Insel-Bücherei 2025).
Manfred Koch, geboren 1955 in Stuttgart, studierte Philosophie, Germanistik und Geschichte in Tübingen. Er lehrte bis 2021 deutsche Literaturgeschichte an der Uni Basel.
Angelika Overath, geboren 1957 in Karlsruhe, lebt als Schriftstellerin in Sent im Unterengadin. Zusammen mit ihrem Ehemann Manfred Koch führt sie dort ein Schule für kreatives Schreiben.
Bild © Angelika Overath
Kristine Bilkau: «Halbinsel»
Freitag, 23. Januar 202619.30 Uhr, Hotel Schweizerhof Luzern
Lesung und Gespräch
Moderation: Luzia Stettler
Die Bibliothekarin Annett holt ihre Tochter Linn, Mitte 20, nach deren Zusammenbruch zu sich nach Hause, ans Meer, nahe Husum. Aus einer Woche werden zwei, drei Wochen, dann Monate, in denen die beiden Frauen ihr Leben überdenken und neu ausrichten. «Ein kluger, gerade in seiner Zurückhaltung aktueller Roman, dessen Stil, der typische, reduzierte Bilkau-Sound, das Verborgene und Unausgesprochene geschickt zwischen Zeilen platziert.» (Rainer Moritz, NZZ)
Kristine Bilkau, 1974 geboren, zählt zu den wichtigen Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur. Bereits ihr Romandebüt «Die Glücklichen» fand ein begeistertes Medienecho und wurde mehrfach ausgezeichnet. Mit «Nebenan» stand sie auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Für ihren neuen Roman «Halbinsel» (Luchterhand 2025) erhielt sie den Preis der Leipziger Buchmesse 2025. Bilkau lebt in Hamburg.
Bild © Thorsten Kirves
Verdacht vor 8 – Krimis in der ZHB
Mittwoch, 28. Januar 202618.30 Uhr, ZHB, Sempacherstrasse 10, Luzern
Einlass ab 18.00 Uhr.
Drei kurze Lesungen – gerade lang genug, um den Appetit aufs Weiterlesen zu wecken.
Es lesen:
Gabriela Kasperski (*1962) ist Autorin von Krimis und Kinderbüchern, Dozentin für Kreatives Schreiben, Schauspielerin und Sprecherin.
Viktor Steinhauser (*1956), in Luzern geboren und aufgewachsen, kombiniert in «Luzerner Gabelfrühstück» und «Wirtesterben» seine Freude am guten Essen und Trinken mit viel Lokalkolorit.
Stephan Pörtner (*1965) wurde Anfang der Nullerjahre mit seinen «Köbi»-Krimis bekannt; nun hat er einen neuen Helden ge- und erfunden: Henry Kummer, den ehemaligen Polizisten.
Eine gemeinsame Veranstaltung der LiteraturGesellschaft LGL mit der Zentral- und Hochschulbibliothek ZHB.
Ilma Rakusa: «Wo bleibt das Licht»
Donnerstag, 26. Februar 202619.30 Uhr, Hotel Schweizerhof, Luzern
Lesung und Gespräch
Moderation: Manfred Papst
In Tagebuchprosa, Gedichten, Monologen und Dialogen erkundet sie mehr als zweieinhalb Jahre lang – beginnend im Sommer 2022 – ihr Inneres im Spiegel des Aussen.
Sie blickt mit Schrecken und Erschütterung auf die Krisenherde der Welt, hadert, zweifelt und verzweifelt. Mit klarem Blick und scharfer Urteilskraft prangert sie wortstark Ungerechtigkeit und Despotismus an, appelliert an Menschlichkeit und Verstand, berichtet voller Empathie vom Alltag notleidender Menschen. Das Persönliche und das Politische gehen in diesen Reflexionen, Gegenwartsbetrachtungen und Sprachperlen Hand in Hand.
Ilma Rakusa, geboren 1946 als Tochter einer Ungarin und eines Slowenen, studierte Slawistik und Romanistik in Zürich, Paris und St. Petersburg. Sie lebt als Schriftstellerin, Übersetzerin, Publizistin (NZZ, Die Zeit) und Universitätslehrbeauftragte in Zürich. Nicht zuletzt mit ihren zahlreichen Übersetzungen aus dem Russischen Französischen, Serbokroatischen und Ungarischen trägt sie zur Vermittlung osteuropäischer Literaturen bei.
© Katalin Deer
Sarah Kuratle: «Chimäre»
Samstag, 28. März 202614.30 Uhr, Neubad Pool, Luzern
Lesung und Gespräch
Moderation: Beat Mazenauer
Eine Veranstaltung im Rahmen des Literaturfests Lettera.
© Bild privat
In «Chimäre» kämpft eine Inselgemeinschaft aus Lehrern und Schülern um den Erhalt der Artenvielfalt. In hängenden Gärten und lebendigen Zeichnungen versuchen sie, das Leben zu retten und selbst nicht unterzugehen. Zu ihnen gehört Alice, die sich auf der Insel als Alois ausgibt. Eines Tages verlässt sie die Insel und zieht durch die menschenleere Weite auf dem Festland. Nach Jahren der Unterdrückung will sie wahrnehmen, wo sie selbst anfängt und aufhört, was sie begehrt und wen sie lieben kann. Gregor indes, der Freund und Vertraute, bleibt auf der Insel.
«Mit betörender Sprachkraft schafft Sarah Kuratle eine eigene Welt, die man so schnell nicht wieder verlassen will.» (Martina Läubli, NZZ am Sonntag)
Sarah Kuratle, geboren 1989 in Bad Ischl, aufgewachsen dies- und jenseits der österreichisch-schweizerischen Grenze und in beiden Ländern daheim. Sie studierte Germanistik und Philosophie. Ihre Erzählungen und Gedichte erschienen in den Literaturzeitschriften «manuskripte», «wespennest» und «Die Rampe». 2021 erschien ihr Debütroman «Greta und Jannis: vor acht oder in einhundert Jahren.»
Catherine Lovey: «Histoire de l’homme qui ne voulait pas mourir» / «Geschichte vom Mann, der nicht sterben wollte»
Dienstag, 28. April 202619.30 Uhr, Hotel Schweizerhof Luzern
Lesung und Gespräch d/f
Moderation: Ruth Gantert
Die Veranstaltung findet anlässlich des Erscheinens der deutschen Übersetzung durch Walter Pfäffli statt. Diese erscheint im April 2026 bei der Luzerner edition bücherlese.
Wir danken dem Bundesamt für Kultur für die freundliche Unterstützung.
© Ayse Yavas
Wie die meisten Menschen, so möchte auch der Mann, der nicht sterben wollte, wie er im märchenhaft anhebenden Roman tituliert wird, sein unweigerliches Ende lieber nicht zur Kenntnis nehmen. Der exilierte Ungar hat kaum Zeit für seine Krankheit, die schliesslich doch zum Tode führen wird. Nur will er nicht anerkennen, dass für ihn gelten soll, was für alle Menschen gilt: das Leben endet mit dem Tod. Begleitet wird er von der Ich-Erzählerin, die zunächst lediglich Nachbarin auf derselben Etage eines Mietshauses und so ganz anders als er selbst ist. Dann aber werden aus Fremden Freunde und zwischen zwei Grundverschiedenen entsteht eine ergreifende Beziehung.
Catherine Lovey, 1967 in eine Bergbauernfamilie im Val d’Entremont im Wallis geboren, lebt heute im Kanton Waadt. Sie studierte zunächst Internationale Beziehungen und anschließend Kriminologie und arbeitete als Journalistin. Ihren ersten Roman «L’Homme interdit» veröffentlichte sie 2005 im Verlag edition Zoé. Es folgten vier weitere Romane, literarische Reportagen, Essays und Theaterstücke. In der deutschen Übersetzung von Walter Pfäffli liegt nun ihr jüngstes Werk vor: «Geschichte vom Mann, der nicht sterben wollte», das mit dem Schweizer Literaturpreis 2025 ausgezeichnet wurde.
Catalin Dorian Florescu: «Matei entdeckt die Freiheit»
Dienstag, 19. Mai 202619.30 Uhr, Hotel Schweizerhof Luzern
Lesung und Gespräch
Eine Kooperation mit dem Literaturhaus Zentralschweiz lit.z.
© Evi Fragolia
Ein kurzer Blick in einer Bukarester Strassenbahn. Matei erkennt seinen früheren Peiniger aus dem Gefängnis wieder. Es sind die befreiten 1990er Jahre, alles scheint möglich, sogar Gerechtigkeit … Der junge Matei wächst auf im pulsierenden Bukarest der 30er Jahre, doch in der Diktatur verliert seine Familie alles. Und Matei wird wegen politischer Gedichte verurteilt, zur Lagerarbeit im Donaudelta. Nach Jahren wird er begnadigt, erfährt Familienglück, doch nie echten Frieden. Entlang eines Lebens erzählt Catalin Dorian Florescu in aufwühlenden, poetischen Bildern das Drama des europäischen Ostens. Eine grosse Reflexion über Glück, Rache, Gerechtigkeit und die Frage: Wann ist der Mensch wirklich frei?
Catalin Dorian Florescu, 1967 in Rumänien geboren, hat seine Kindheit in der kommunistischen Diktatur verbracht. 1982 gelang es seiner Praxis. Für seine Romane hat er zahlreiche Preise erhalten, unter anderem den Schweizer Buchpreis, den Anna-Seghers-Preis und den Eichendorff-Literaturpreis. Catalin Dorian Florescu lebt in Zürich.
Tomer Gardi: «Liefern»
Donnerstag, 28. Mai 202619.30 Uhr, Hotel Schweizerhof Luzern
Lesung und Gespräch
Moderation: Pablo Haller
Sie sind überall, wir sehen sie jeden Tag. Egal ob in Delhi, Tel Aviv, Buenos Aires, Istanbul oder Berlin, überall schwirren sie durch die Städte: Essenslieferanten. Tomer Gardi verbindet ihre Geschichten zu einem weltumspannenden Gegenwarts-Epos und gibt denen eine Stimme, die in unserer Welt selbst keine haben. »Liefern« erzählt von Rassismus und Ausbeutung, von Liebe, Familie und der großen Sehnsucht nach Verbundenheit.
«Liefern» ist eine literarische Weltreise in sechs Episoden und eine Feier der Erzählkunst: tiefgründig und humorvoll, mit politischer Sensibilität und literarischer Verve.
Tomer Gardi, geboren 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa, lebt als Schriftsteller in Berlin. Sein Debüt «Stein, Papier» erschien 2011 auf Hebräisch und 2013 in deutscher Übersetzung. 2016 erschien sein Roman «Broken German». Für den Roman «Eine runde Sache» erhielt er 2022 den Preis der Leipziger Buchmesse. Seine Arbeiten wurden mehrfach mit renommierten Stipendien ausgezeichnet.
Usama Al Shahmani: «In der Tiefe des Tigris schläft ein Lied»
Mittwoch, 24. Juni 202619.30 Uhr, Hotel Schweizerhof Luzern
Lesung und Gespräch
Moderation: Luzia Stettler
© Ayse Yavas
Gadi lebt als Dozent für hebräische Sprache in Zürich, als sein Vater in Israel im Sterben liegt. Über dreissig Jahre hatte er keinen Kontakt mehr zu ihm. Wider Willen reist er ans Krankenbett des Vaters, nach seinem Tod bleibt ein unbequemes Erbe: eine Tasche mit Tagebüchern und Aufzeichnungen sowie der letzte Wunsch, die Hälfte seiner Asche solle in den Tigris gestreut werden. Als Gadi in einem der Hefte zu lesen beginnt, begegnet ihm nicht nur ein unbekannter Vater, sondern auch ein dunkles Kapitel der irakischen Geschichte: die Vertreibung der dort seit über zweitausend Jahren ansässigen jüdischen Bevölkerung unter tatkräftiger Hilfe der Nationalsozialisten.
Usama Al Shahmani, geboren 1971 in Bagdad und aufgewachsen in Qalat Sukar (Nasirija), hat arabische Sprache und moderne arabische Literatur studiert. Er publizierte drei Bücher über arabische Literatur, bevor er 2002 wegen eines Theaterstücks aus dem Irak fliehen musste. 2018 erschien sein erster Roman «In der Fremde sprechen die Bäume arabisch». Für seine Werke wurde Usama Al Shahmani vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Terra-Nova-Schillerpreis. Usama Al Shahmani lebt in Zürich.