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Newsletter der LiteraturGesellschaft Luzern

September 2022

Liebe Mitglieder der LiteraturGesellschaft Luzern
Liebe Freunde und Freundinnen guter Literatur

Ein grosser Sommer geht zu Ende. Er bot auch für Zuhause-Gebliebene die Gelegenheit, sich an schattigen Plätzen erfrischende Lesestunden zu gönnen. Denn für viele andere Aktivitäten war es oft schlicht und einfach zu heiss. Durften Sie diese Feststellung auch machen? Haben Sie bei Ihrer Lektüre, lieber Leser, liebe Leserin, Autor:innen neu oder wiederentdeckt? Allenfalls sogar einen Lektüretipp, berichten Sie uns davon. Es würde uns freuen.

Begeisterung für Yael Inokai

Die erste Lesung im Programm 2022-2 war eindrücklich. Yael Inokai kam extra für diesen LGL-Anlass von Berlin, wo sie wohnt, nach Luzern, las aus ihrem für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman «Ein simpler Eingriff» und flog tags darauf weiter nach New York. Der Funke zwischen ihr und dem Publikum sprang bereits in den ersten Minuten, wesentlich dazu trug die kompetente, freundschaftlich herzliche Moderation von Mariann Bühler bei. Beachten Sie den Rückblick auf die Lesung mit Yael Inokai, verfasst von Hans Beat Achermann, und überzeugen Sie sich davon, dass die Lektüre dieses Romans wärmstens empfohlen werden kann.  

An dieser Stelle darf bemerkt werden, dass Esther Kinsky, die am 9. Oktober 2022 bei der LGL lesen wird, ebenfalls auf der Longlist für den deutschen Buchpreis 2022 zu finden ist. In Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Zentralschweiz ist es gelungen, die deutsche Autorin mit ihrem Roman «Rombo» nach Luzern einzuladen.


Eine neue österreichische Stimme

Bereits am 29. September 2022 präsentieren wir Ihnen eine Romandebütantin. Sarah Kuratle, aufgewachsen an der österreichisch-schweizerischen Grenze, stellt uns ihren ersten Roman «Greta und Jannis» vor. Es ist eine moderne Hänsel-und-Gretel-Geschichte, erweitert um das Thema Geschwisterliebe, ganz stark eingebettet in eine unwirtliche, abgelegene Gegend. In einer manchmal überbordend märchenhaften und musikalischen Sprache mit grossartigen Naturbeschreibungen gelingt es Sarah Kuratle, die Leserin/den Leser einzulullen und hinzuführen in eine andere Wirklichkeit. Aber auch dort sind es die grossen und zeitlosen Themen des Lebens und der Literatur, die dominieren: Liebe, Sehnsucht, Verlust. Wir sind gespannt, wie sich der Text anhört, wenn er vorgelesen wird, denn beim Lesen wird dem oder der Lesenden einiges abverlangt. Wer sich darauf einlässt, erkennt in dieser Geschichte aber eine neue und sehr eigenständige literarische Stimme.


Alle Jahre wieder warten Preise

Das Augenmerk literarisch interessierter Menschen wird sich in den nächsten Wochen auf den Bücherherbst mit den Literatur-Auszeichnungen 2022 richten. Die Shortlist des Deutschen Buchpreises wird am 20. September 2022 veröffentlicht (bitte Daumen drücken für Yael Inokai), am 17. Oktober folgt die Preisverleihung zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse. Zurzeit beschäftigt sich auch eine fünfköpfige Jury mit 88 erzählerischen oder essayistischen Werken aus insgesamt 58 Verlagen für die Nominierung von fünf Werken für die Shortlist des Schweizer Buchpreises 2022. Diese Liste wird am 21. September veröffentlicht; die Verleihung des Preises ist für Sonntag, 20. November 2022, in Basel geplant.
Interessant (möglicherweise auch in diesem Zusammenhang) ist die Tatsache, wie viele neue Romane bekannter Schweizer Autoren in diesen Wochen auf dem Büchermarkt erscheinen: Charles Lewinsky «Sein Sohn», Thomas Hürlimann «Der Rote Diamant», Usama al Shamani «Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt», Alex Capus «Susanna», Arno Camenisch «Die Welt», Alain Claude Sulzer «Doppelleben». Wichtig ist uns auch, Neuerscheinungen von Schweizer Autorinnen zu erwähnen: den neuen Prosaband von Martina Clavadetscher «Vor aller Augen», Friederike Kretzens «Bild vom Bild vom grossen Mond. Roman von einer Reise» und auch Eleonore Freys «Cristina». Abgeschlossen ist die Liste damit nicht.


Lektüretipp: Lisa Elsässer «Im Tal»

Von LGL-Vorstandsmitglied Hans Beat Achermann

Roman steht auf dem Umschlag. Erzählung könnte man es auch nennen oder altmodisch gar eine Novelle. Denn diese zeichnet sich durch eine «unerhörte Begebenheit» aus. Und diese gibt es im gut 100 Seiten umfassenden neusten Werk der 71jährigen gebürtigen Urnerin Lisa Elsässer. Die Geschichte lebt nicht von der Vorwärtsbewegung, sie ist vielmehr vom Hier und Jetzt und von der Erinnerung geprägt. Das Hier und Jetzt ist eine Hütte am Ende eines Tales. Dorthin zieht es die namenlose Erzählerin zum zweiten Mal, um zu sich und zur Ruhe zu kommen, auch um zu schreiben. Auf den ersten Seiten schreibt ein Ich vom ersten Aufenthalt, dann wechselt die Perspektive: «Und eines Tages kehrte sie zurück. Es war, als hätte sie sich nie entfernt.» Als wortkarger Gesprächspartner erweist sich der Besitzer der Hütte, der Bergbauer, auch er namenlos. Er ist es, der die unerhörte Begebenheit der Besucherin erzählt. Es ist dieselbe Geschichte, die sie bereits unten im Tal von der «Fremden» erfahren hat. In eingestreuten Briefen an Männer (mit Namen) zeigt sich ihre eigene, von Trennungen geprägte Liebesvergangenheit (und -gegenwart), Berührend vor allem die Briefe an einen in einer Lawine umgekommenen Freund. Das Berührtsein rührt vor allem von einer poetisch geprägten, sehr bilderreichen Sprache, durch welche die Lyrikerin Elsässer spricht.

Lisa Elsässer: Im Tal. Edition Bücherlese, Luzern (2022), 108 Seiten.


Wir planen das 10-Jahre-Jubiläum

In eigener Sache berichten wir, dass sich die LGL-Programmgruppe intensiv mit der Planung und Organisation von «10 Jahre Literaturgesellschaft Luzern im Jahre 2023» beschäftigt. Wir halten Sie auf dem Laufenden, damit auch Ihre Vorfreude auf ganz besondere LGL-Anlässe im nächsten Jahr wachsen kann.

Bleiben Sie lesehungrig und uns gewogen, sehr herzlich

Ihr LGL-Team

PS: Sichern Sie sich mit einer Reservation (info@literaturgesellschaft-lu.ch) Ihren Platz für die gewünschten Lesungen.


Für Ihre Agenda

29. September 2022: Sarah Kuratle, Greta und Jannis. Moderation: Hans Beat Achermann

09. Oktober 2022: Esther Kinsky, Rombo. Moderation: Esther Schneider. LGL-Kooperation mit dem Literaturhaus Zentralschweiz liz.ch

24. November 2022: Beat Mazenauers beste Bücher 2022 

9. Dezember 2022: König Lear im Städerried, Eine Reise zwischen Weihnachten und Dreikönigen von Jakob Wyrsch, LGL-Kooperation mit Buschi Luginbühl, Theater Pavillon Luzern

13. Dezember 2022: Catalin Dorian Florescu, Der Feuerturm. Moderation: Martina Kuoni