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Newsletter der LiteraturGesellschaft Luzern
April 2022
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Liebe Mitglieder der LiteraturGesellschaft Luzern
Liebe Freunde und Freundinnen guter Literatur
Im letzten Newsletter stellten wir die Frage, ob das letztlich Unbeschreibbare, aktuell der Krieg in der Ukraine, beschrieben werden kann. Dana Grigoricea beschrieb in ihrer Rede zum Auftakt des Literaturfests Lettera in Luzern am 11. März, wie sie als zehnjähriges Mädchen den Sturz des rumänischen Diktators Nicolae Ceausescu erlebt hatte und wie in der ersten freien rumänischen Fernsehübertragung ein «frisch aus dem Hausarrest ins Fernsehstudio gebrachter Intellektueller und Poet» mit folgenden Worten angekündigt wurde: «Vor uns allen steht ein Held – der Dichter Mircea Dinescu! Er wird euch gleich sagen, worum es geht.» Und daran anknüpfend folgte Dana Grigorceas Frage an das Publikum: «Was ist mit uns? Glauben wir – hier und jetzt – so bedingungslos an die Dichtung? Glauben Sie an die Macht der Worte, die Welt erfahrbar zu machen?» Grigorceas Antwort: «Die Diktatoren glauben daran, und sie fürchten die Literatinnen und Literaten.»
Eine mutige, offene Rede, die wir zur Lektüre empfehlen.
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Melitta Brezniks Chronik eines Abschieds
Am Donnerstag, 7. April 2022, 19.30 Uhr im Schweizerhof, liest die österreichisch-schweizerische Psychiaterin und Schriftstellerin Melitta Breznik aus ihrem Buch «Mutter – Chronik eines Abschieds» (Luchterhand 2020). Sie schildert darin aus mehrfacher Perspektive, als Tochter, Ärztin und Pflegerin, die letzten Monate des Lebens ihrer Mutter. Aus den Protokollen jener Zeit gestaltet die Autorin ein berührendes literarisches Dokument in eher kurzen, oft lakonisch anmutenden Sätzen. Melitta Breznik erzählt eine Familiengeschichte, bis zurück zu den beiden Kriegen; es tauchen Fragen nach Schuld und Vergebung auf und nach dem, was bleibt, wenn jemand stirbt. Das Gespräch mit Melitta Breznik führt Hans Rudolf Schärer, Dr. phil., Germanist und LGL-Vorstandsmitglied.
Zur Einladungskarte
Reservieren Sie sich ein Ticket: info@literaturgesellschaft-lu.ch
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Felices Dorf und seine Pozza: Exkursion nach Leontica
Am 15. Februar 2022 durften wir Fabio Andina mit seinem poetisch feinen Buch «Tage mit Felice» an einer LGL-Lesung begrüssen. Allen, die Felices Dorf, die Landschaft, in der er sich bewegte, und die Pozza, in welche er jeden Morgen in der Frühe eintauchte, kennen lernen möchten, sei die Exkursion ins Bleniotal am 21. Mai 2022 wärmstens empfohlen. Und wem könnten sich Interessierte besser anvertrauen als Fabio Andina? Er wird den Teilnehmer:innen Leontica zeigen und mit couragierten Wander:innen auch zur Pozza hinaufsteigen. Anmeldeschluss: 14. April 2022
Weitere Informationen und Anmeldung
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Lesezirkel zu Heinrich von Kleists «Amphitryon» am Luzerner Theater
(Premiere: 2. Juni 2022)
«Wie ist das? Man(n) kehrt aus dem Krieg zurück, und die Gattin bedankt sich für eine glücklich durchlebte Liebesnacht – in der man noch gar nicht zu Hause war. Oder dasselbe aus der Perspektive der Frau: Alkmene muss erfahren, dass sie die Nacht tatsächlich mit Jupiter verbracht hat, der die Gestalt Amphitryons, ihres Mannes, angenommen hatte. Doch damit nicht genug, auch Sosias, der Diener des Hauses, soll auf diese Weise betrogen werden. Wem kann man unter solchen Umständen noch trauen? Wer ist mein Gegenüber? Wer bin ich?
Wir erarbeiten in der Lesegruppe, wie Heinrich von Kleist (1777–1811) den Stoff, den er ursprünglich von Molière übernimmt, nutzt, um die ihn existenziell beschäftigenden Fragen nach der Identität des Ichs tragikomisch auf die Bühne zu bringen. Wir nähern uns dem mit seinen Blankversen recht anspruchsvollen Text an und bereiten gemeinsam den Besuch der Inszenierung im Luzerner Theater vor.»
Ralf Junghanns (Dr. phil., Germanist, Gymnasiallehrer und Theatermann)
Detaillierte Informationen mit den Durchführungsdaten folgen demnächst auf unserer Website.
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Dürrenmatts zweite Karriere oder der unbekannte Dürrenmatt
Mit Ulrich Weber und Walter Sigi Arnold
Die LGL lädt Sie am 3. Mai 2022 zu einem spannenden Einblick in das Leben des grossen Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt ein, einem Autor mit vielen Fähigkeiten und Widersprüchen, einem Erfolgsautor, aber auch einem Schriftsteller, der mit 42 Jahren in eine tiefe Krise stürzte und sich mit dem Spätwerk «Stoffe» völlig neu erfand. Niemand kennt Dürrenmatt besser als der Literaturwissenschaftler Ulrich Weber («Friedrich Dürrenmatt», Eine Biographie, Diogenes 2021), der seit vielen Jahren den Nachlass des Autors betreut, alle Entwürfe, Fragmente des Werks von Dürrenmatt und auch seine Briefe kennt. Ulrich Weber wird aber auch Einblick in seine jahrelange Erschliessungs-, Forschungs- und Editionsarbeit des Werkes und des Nachlasses von Dürrenmatt geben.
Und keiner könnte Texte und Geschichten aus dem «Stoffe-Projekt» besser vortragen als Walter Sigi Arnold, Schauspieler, Regisseur, Sprecher, ausgezeichnet mit dem Kunst- und Kulturanerkennungspreis der Stadt Luzern sowie dem Innerschweizer Kulturpreis.
Merken Sie sich dieses Datum, verpassen Sie nicht die Dürrenmatt-Soirée im Bringolfsaal des Hotels Schweizerhof am 3. Mai 2022, 19.30 Uhr, nicht.
Zur Einladungskarte
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Lesetipp von Regula Jeger, Präsidentin LGL
Andrej Kurkow: «Graue Bienen»
Der ukrainische Autor Andrej Kurkow ist seit Jahren ein scharfer Kritiker von Wladimir Putins Ukraine-Politik. In seinem Roman «Graue Bienen» gibt er einfachen Menschen eine Stimme. Der Bienenzüchter Sergej und sein Feindfreund Paschko harren im Winter 2016 als einzige in ihrem Dorf im Niemandsland der sogenannten Grauen Zone, im Kampfgebiet zwischen der ukrainischen Armee und prorussischen Separatisten, aus. Vor dem Hintergrund des grauenerregenden, aktuellen Krieges in der Ukraine wäre die Lektüre dieses Romans, der die Realität in seiner Heimat messerscharf abbildet, fast nicht auszuhalten, wenn der Autor darin nicht in berührend besonnener Weise auch heute noch ein gültiges Gegenmodell zum zerstörerischen Krieg zeichnete, das Leben der Bienen in ihren Stöcken.
Andrej Kurkow: Graue Bienen (Diogenes 2019)
Siehe auch Interview und Artikel mit und von Andrej Kurkow in der NZZ vom 25. März und im Tages-Anzeiger vom 26. März. Zugang online nur mit Abo.
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Wolfram Berger als Gast beim Lesezirkel Ödön von Horvath
Es war eine spezielle Freude für die Teilnehmenden am Lesezirkel zu Horváths «Zur schönen Aussicht» und eine bereichernde Begegnung im Hotel Beau Séjour: Der gebürtige Grazer Schauspieler Wolfram Berger (im Bild Vierter von rechts) erzählte Geschichten und Anekdoten aus seiner langen Theaterkarriere. Unter anderem war er bei der Uraufführung 1969 in Graz von Horváths «Zur schönen Aussicht» dabei in der Rolle des Karl. Lesezirkel-Moderator Hans Beat Achermann war bei der Vorbereitung zufällig darauf gestossen. Auf die spontane Anfrage sagte Berger ebenso spontan zu. Er war über den Abend hinaus genauso erfreut wie die die Lesezirkel-Teilnehmenden.
Mehr zum Lesezirkel
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Herzlich und auf die Kraft der Literatur vertrauend grüsst Sie
Ihr LGL-Team
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Für Ihre Agenda
3. Mai 2022: Der unbekannte Dürrenmatt oder Dürrenmatts zweite Karriere, mit Ulrich Weber, Kurator des Dürrenmatt-Nachlasses im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern, und Walter Sigi Arnold, Schauspieler und Sprecher.
21. Mai 2022: Sulle tracce del Felice – auf den Spuren des Felice. LGL-Exkursion nach Leontica im Bleniotal, in Begleitung des Autors Fabio Andina.
9. Juni 2022: Ariane Koch, «Die Aufdrängung», und Friederike Kretzen, «Schule der Indienfahrer»: Zwei Autorinnen lesen und diskutieren miteinander über das Thema «Gastlichkeit».
30. August 2022: Yael Inokai, «Ein simpler Eingriff»
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