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Newsletter der LiteraturGesellschaft Luzern
Oktober 2025
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Liebe Mitglieder der LiteraturGesellschaft Luzern
Liebe Freunde und Freundinnen guter Literatur
«Etwas gut Geschriebenes ist etwas anderes als etwas flott Geschriebenes. Entscheiden Sie sich. Ist es die Rasanz der Sprache, der Reiz des Stoffs, der Sog der Spannung, die Wiedererkennung Ihrer Gegenwart, die Beantwortung Ihrer Fragen, das sinnliche Erkennen, die Beunruhigung, die Kritik, der Trost – identifizieren Sie, was Sie von Ihrem Buch erwarten. Bekennen Sie sich zu Ihren Ansprüchen.»
Eine eigenwillige, höchst anregende Aufforderung des 2016 zu früh verstorbenen Roger Willemsen. «Er und die Bücher – das war eine mitreissende Liebe, übermütig und intensiv» (so der Verlag).
Die Auseinandersetzung mit den insgesamt «10 Regeln für Leserinnen und Leser» des Literaturwissenschaftlers, Autors, Kritikers und Moderators lohnt sich. Versuchen Sie es bei Ihrer aktuellen Lektüre, beim Rückblick auf eine Lesung oder bei einem nächsten literarischen Anlass.
Sie finden diese und weitere Texte aus dem Nachlass von Roger Willemsen, sozusagen die Summe seines Leselebens und eine lebendige Bibliothek, in «Liegen Sie bequem. Vom Lesen und von Büchern», aus dem Nachlass des Autors, erschienen bei Fischer im September 2025.
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Ein Roman aus dem 18. Stock
Am 28. Oktober 2025 wird Sara Gmuer, eine in Berlin lebende Luzerner Autorin, bei der LGL im Hotel Schweizerhof aus ihrem im Frühling 2025 erschienenen Roman «Achtzehnter Stock» lesen, einem Berliner Grossstadt-Roman der Gegensätze und der Gegenwart. Wanda, eine alleinerziehende Mutter und stellenlose Schauspielerin, lebt in einer eher trostlosen Berliner Platte. Sie erhält das Angebot in die verschwenderische, glamouröse, aber auch schonungslose Filmwelt einzusteigen.
Sara Gmuer liest zudem auch aus ihrem 2012 veröffentlichten Romandebüt «Karisma», das Anfang September 2025 in einer Neuauflage (Hanserblau) erschien. «Ein rasanter Rap-Roman mit Punk Attitüde» (Jens Uthoff, taz, 13.10.2012). Wir werden einen spannenden Einblick in die Entwicklung des literarischen Schaffens dieser Autorin gewinnen können.
Einladungskarte
Erforderliche Reservationen bitte unter info@literaturgesellschaft-lu.ch
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Rückblick auf einen reichhaltigen literarischen September
Der literarische September war sehr intensiv, wir hatten «vorgewarnt».
Literarisch interessierte Ausgangsfreudige konnten an drei LGL-Lesungen vier ganz verschiedene Autor:innen kennen lernen. Im Angebot standen sogar noch weitere, so eine Begegnung mit Dörte Hansen in der ZHB oder mit Ursula Krechel im Kunstmuseum Luzern.
Meral Kureyshi: «Ich liebe es zu kürzen»
Die erste Romanfassung umfasste rund 2000 Seiten, übriggeblieben sind noch 210. «Ich denke nicht chronologisch»; «Erinnern ist keine Wahrheit»; «Ich kann nicht leise schreiben»; «Wie lange dauert ein Gedanke?»: Es sind Sätze, die am 18. September 2025 im Gespräch mit Meral Kureyshi anlässlich ihrer Lesung im Schweizerhof gefallen sind. Aussagen zum Schreibprozess der Autorin, die der Moderator Cédric Weidmann auf klug gestellte Fragen erhielt. Interessant war auch die Aussage, dass das Buch genauso gut von hinten nach vorne gelesen werden könnte. Abschliessender Höhepunkt war der Vortrag eines noch unveröffentlichten Textes. In der poetischen Verdichtung und Rhythmisierung von unmittelbar im Gehen Erlebtem und Gesehenem zeigte sich das ganze Können dieser Autorin. Meral Kureyshis Lesung und ihre Überlegungen zum Schreiben waren ein lebendiger Beweis für die höchst gerechtfertigte Nomination für den Schweizer Buchpreis.
Martina Clavadetscher holt verdrängte Geschichte an die Oberfläche
Im ausverkauften Kleintheater fand am 22. September 2025 die Luzerner Buchvernissage von Martina Clavadetschers neustem Roman «Die Schrecken der anderen» statt. Geschichte, Geschichten und Schichten: So könnte man sehr abstrakt den Buchinhalt benennen. Konkreter geht es um Nazis und Neonazis und darum, wie Geschichte überliefert wird. Um das, was wir wissen wollen und was wir gerne verdrängen. Die Autorin gab beredt und reflektiert Auskunft über Hintergrund, Entstehung und Arbeitsweise. Musikalisch untermalt wurde die Lesung durch Claudio Strüby. Auch wenn der Roman mit einem Toten im Eis beginnt: Clavadetscher hat keinen Krimi geschrieben, spielt aber durchaus mit dem Genre, wie sie im Gespräch mit dem Moderator Daniel Graf bestätigte. Die Frage beim Schreiben sei immer: «Wie kann ich das perfekte Vehikel finden, um eine Geschichte zu transportieren?»
Der äusserst anregende Abend war eine Gemeinschaftsveranstaltung zwischen dem Literaturhaus Zentralschweiz lit.z, der Literaturgesellschaft Luzern LGL und dem Luzerner Kleintheater.
Azizullah Ima und Andreas Neeser: Ein interkultureller Dialog in Miniaturen
Eine weitere Kooperation zwischen der LGL und dem lit.z fand am 25. September 2025 im Literaturhaus in Stans statt. Die Lesung und das Buch, aus dem Azizullah Ima und Andreas Neeser vortrugen, entstanden aus einem Projekt von Weiter Schreiben Schweiz, das Exilautoren und -autorinnen mit Schweizer Schriftsteller:innen verbindet. Azizullah Ima floh 1996 vor den Taliban als 33-Jähriger mit der Familie aus Afghanistan und kam 1999 in die Schweiz.
Ima und Neeser entwickelten gemeinsam die Idee zu den 30 Miniaturen, einem literarischen Gespräch, das soeben als Buch unter dem schönen Titel «Morgengrauengewässer» im Rotpunkt-Verlag erschienen ist. Für beide Autoren waren es Grenzüberschreitungen, inhaltlich wie formal, Annäherungen an die Welt des andern.
Lesen Sie die vollständigen Rückblicke auf alle drei Lesungen
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Es grüssen herzlich
Regula Jeger und das ganze LGL-Team
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Lektüretipp von Flavia Hunziker, Vorstandsmitglied LGL
Daniela Krien: «Mein drittes Leben»
«Mein drittes Leben» erzählt die Geschichte von Linda, die nach einem Schicksalsschlag langsam ihren Weg zurück ins Leben findet. Nach dem Tod ihrer Tochter und einer überstandenen Krebserkrankung muss sie ihr Leben neu ordnen. Um sich in diesem «dritten Leben» zurechtzufinden, entscheidet sie sich für sich selbst und zieht aus der Stadt. Sie verlässt die gemeinsame Wohnung und ihren Mann und beginnt ein neues Leben auf dem Land.
In der Abgeschiedenheit lernt sie sich selbst neu kennen. Sie begegnet Menschen, mit denen sie früher nie in Kontakt gekommen wäre, und findet Halt in kleinen Alltäglichkeiten. Besonders die Nähe zur Natur und die Einfachheit des Landlebens geben ihr neue Kraft. Schritt für Schritt kehrt sie ins Leben zurück.
Der Schmerz über den Verlust bleibt, doch sie lernt damit zu leben. Auch die Beziehung zu ihrem Mann verändert sich. Durch die Trauer trennen sich ihre Wege, jedoch ohne Bitterkeit oder Groll. Sie bleiben sich verbunden und können stets aufeinander zählen.
Daniela Krien schreibt in einer klaren, einfühlsamen Sprache. «Mein drittes Leben» ist ein stiller, tiefgründiger Roman, der zeigt, wie trotz schwerster Verluste leise Hoffnung wachsen kann.
Daniela Krien, Mein drittes Leben, 304 Seiten, Diogenes Verlag (Zürich 2024)
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Für Ihre Agenda
Di 28.10.2025, 19.30 Uhr, Hotel Schweizerhof, Luzern
Sara Gmuer, Achtzehnter Stock, Hanser 2025
Do 20.11.2025, 19.30 Uhr, Hotel Schweizerhof, Luzern
Beat Mazenauer, Bestenliste Literatur 2025
Do 11.12.2025, 19.30 Uhr, Hotel Schweizerhof, Luzern
Rainer Maria Rilke – Ein Abend mit Manfred Koch und Angelika Overath
Manfred Koch, Rilke – Dichter der Angst, C.H. Beck 2025
Angelika Overath/Manfred Koch, Rilkes Tiere, Insel Bücherei 2025
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