LGL-logo-newsletter.png

Newsletter der LiteraturGesellschaft Luzern

Juli 2024

Liebe Mitglieder der LiteraturGesellschaft Luzern
Liebe Freunde und Freundinnen guter Literatur

Dieser Tage richteten Literaturaffine ihren Blick nach Klagenfurt, wo wieder wettgelesen wurde, öffentlich. «Der Sinn des Bachmannpreises ist meiner Ansicht, dass er nicht hinter verschlossenen Türen vergeben, sondern öffentlich ausdiskutiert wird.» Es gehe bei diesem Format darum, Werturteile zu legitimieren (Jury-Vorsitzender Klaus Kastberger). So steht im Fokus der sieben Juror:innen eine Art Streitgespräch um die Lesarten des Vorgetragenen. Acht Autorinnen, fünf Autoren und eine nicht binäre Person stellten sich dieser «Castingshow für die Literatur» und lasen ihre bislang unveröffentlichen Prosatexte vor.
Bachmannpreisträger 2024 ist Tijan Sila mit einem berührenden Text über das Trauma eine bosnischen Familie.

Blick zurück

Richten wir den Blick nun vom grossen Literaturspektakel zum vergleichsweise familiären literarischen Angebot der LGL: Mit der Lesung einer Autorin, die bereits mit ihrem Romandebüt «Die Dinge beim Namen» (2022) Aufsehen erregte, beendeten wir das Programm 2024-1. Rebekka Salm erzählt in ihrem zweiten Roman «Wie der Hase läuft» hakenschlagende Geschichten und zaubert – so die Moderatorin Angelika Overath – «aus der dörflichen Binnenexotik mit einer wilden Stimme grosse Themen» hervor.
Wir blicken auf fünf anregende Lesungen zurück mit grossartigen Autor:innen (Peter Stamm, Tine Melzer, Milena Michiko Flasar, Matthias Zschokke, Rebekka Salm) und kompetenten Moderator:innen (Beat Mazenauer, Hans Beat Achermann, Esther Schneider, Manfred Papst, Angelika Overath). Dass die Genannten das aufmerksame, offene und sympathische LGL-Publikum rühmen, freut uns. Gerne rufen wir auch ein Votum von Peter Stamm in Erinnerung: «Schreiben darf Spass machen, Lesen darf Spass machen.» Rückblicke auf die Lesungen der ersten Jahreshälfte 2024 finden Sie auf unserer Website www.literaturgesellschaft-lu.ch.


Blick nach vorn

Wir bieten Ihnen auch nach der Sommerpause ein rundum gutes und vielfältiges Angebot an. Es werden renommierte, aber auch Newcomer-Autor:innen lesen und wir dürfen im Dezember sogar zu einer feierlichen Vernissage von «Kulturfarbe veilchenblau. Erinnerungen» des Luzerner Autors Heinz Stalder einladen. Kurzinfos zum Programm 2024-2 finden Sie in der Agenda dieses Newsletters, Ausführlicheres entnehmen Sie dem Programm-Leporello 2024-2. Das Printdokument wird den LGL-Mitgliedern im August per Post geschickt. 

Sommerzeit ist Lesezeit. Geniessen Sie laue Sommerabende, erleben Sie beim Lesen erfüllende, aber auch «kritische momente, erkenntnisreiches nicht-verstehen und dass die welt, wenn auch nur für flüchtige augenblicke, ein anderes gesicht bekommt.» Mit diesem Wunsch beendete Ferdinand Schmalz (Bachmannpreis 2017) seine beeindruckende Eröffnungsrede zum Klagenfurter Wettlesen.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Ihnen und grüssen Sie herzlich

Regula Jeger und das ganze LGL-Team


Lesetipp

von Hans Beat Achermann, LGL-Vizepräsident

Nostalgie – kritisch hinterfragt von Valentin Groebner

Gerade wurde er mit dem Kunst- und Kulturpreis der Stadt Luzern 2024 ausgezeichnet und fast gleichzeitig erschien sein neustes Buch: «Gefühlskino. Die gute alte Zeit aus sicherer Entfernung» (S. Fischer, 2024). Der renommierte Mittelalter-Historiker und Kulturwissenschaftler Valentin Groebner, der seit vielen Jahren an der Uni Luzern lehrt und forscht, geht in seinem neusten Text grossen Gefühlen nach, primär der Nostalgie. Mit einem alten Bonmot zusammengefasst: Es ist nicht mehr so, wie es noch nie war. Groebner erläutert – auch ausgehend von eigenen Erfahrungen als militanter und sogenannt autonomer Linksaktivist in den 80er Jahren – dass wir gemeinschaftlich dazu neigen, Erinnerungen zu verklären und uns als Opfer zu sehen, gekränkt durch einen vermeintlichen Verlust. Der Historiker weiss auch, dass die Menschen schon immer diese Erinnerungsverfälschung gepflegt haben. Wer aber genau hinschaue, müsse feststellen, dass die gute alte Zeit nie so gut war, wie wir sie haben möchten, dass wir uns vielmehr «in einer Selbstbestätigungsschlaufe befinden», die uns der Bewältigung der unschönen Gegenwart dient. Groebner schliesst daraus, dass wir uns besser einer «ironischen Zuversicht» bedienen statt die «vergiftete Zuckerpille Nostalgie» schlucken sollten. Eine absolut anregende, aber auch anspruchsvolle Lektüre.


Für Ihre Agenda

Diestafg, 10. September 2024; Hotel Schweizerhof, Luzern    
Judith Keller, Ein Tag für alle, Der gesunde Menschenversand September 2024

Sonntag, 15.September 2024, Horwer Halbinsel
Ein literarischer Seespaziergang mit Uta Köbernick (Flyer)

Mo 23. September 2024, Hotel Schweizerhof, Luzern
Hanspeter Müller-Drossaart, Hiäsigs, bildfluss Verlag 2024, mit Peter Gisler (Kontrabass)

Do 17. Oktober 2024, Hotel Schweizerhof, Luzern
Claudia Quadri, Spiel, Nora Blume, edition8; Infanzia e bestiario, Edizioni Casagrande 2022

Do 7. November 2024, Hotel Schweizerhof, Luzern
Ian Koneffke, Im Schatten zweier Sommer, Galiani Berlin 2024

Do 28. November 2024, Hotel Schweizerhof, Luzern
Beat Mazenauers beste Bücher 2024

Do 5. Dezember 2024, Stadtbibliothek Zug
Iris Wolff, Lichtungen, Klett Cotta 2024 (Flyer)

Di 10. Dezember 2024, Hotel Schweizerhof, Luzern,
Heinz Stalder, Kulturfarbe veilchenblau, Erinnerungen, Bücherlese Luzern, 2024 (Buch-Vernissage)

Hinweis:
Mit einer rechtzeitigen Reservation sichern Sie sich Ihren Platz bei der gewünschten Lesung. Falls Sie verhindert sind, bitten wir um einen Hinweis. So können wir Interessierte, die auf der Warteliste stehen, noch berücksichtigen.